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Handyschaden über Haftpflicht abwickeln?

17.03.2022 von Mathias Baur

Noch vor einigen Jahren verging kaum ein Monat, bei dem nicht ein Schaden an einem Handy über die Privathaftpflicht gemeldet wurde. Mittlerweile ist hier die Zahl deutlich weniger geworden. Bei uns schlagen vielleicht noch eine Hand voll "Handy-Schäden" jedes Jahr auf. Einen unglücklichen Umstand gibt es aber seit Jahren. Ein Schaden, der über eine Haftpflicht abgewickelt werden soll, orientiert sich eben immer am Zeitwert.

Reparatur übersteigt oft den Zeitwert

Gerade bei Smartphones ist es so, dass die Reparaturkosten ziemlich schnell den Zeitwert übersteigen. Ist ein Handy ein Jahr oder älter, fällt die Reparatur schnell dem Zeitwert zum Opfer.

Wie wird der Zeitwert ermittelt?

Den Zeitwert können wir mit Hilfe von Marktforschungsunternehmen innerhalb weniger Minuten ermitteln. Am Computer wird uns das Ergebnis mitgeteilt. Angegeben werden muss der Kaufpreis, das Kaufdatum und das Schadensdatum. Die Analysesoftware kann dann anhand von Markterhebungen blitzschnell den Zeitwert zum Schadenstag ermitteln. Einen anderen Weg kannst du aber vorab auch selbst einschlagen. Recherchiere einfach im Internet zum jeweiligen Modell nach gebrauchten Handys. Die Erfahrung zeigt das sich bereits nach rund 1,5 Jahren der Preis halbiert hat. Logisch: niemand würde wohl ein gebrauchtes Handy zum Neuwert kaufen.

Kann man verhandeln?

Nein. Denn die Schadenersatzpflicht ist klipp und klar im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt. Nachzulesen im § 823 BGB. Art und Umfang sind hingegen im § 249 BGB geregelt. Dort heißt es

"Wer zum Schadensersatz verpflichtet ist, hat den Zustand herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre."

Bedeutet also, das Handy war unmittelbar vor Eintritt des Schadens nicht mehr neu. Es ist ein gebrauchtes Gerät. Je nach Alter und Zustand hat es einen bestimmten Zeitwert. In vielen leistungsstarken Privathaftpflichtversicherungen, wie auch in unserer BOXflex, ist geregelt, dass man in den ersten 12 Monaten den Neuwert bezahlt. Gegenstände wie Smartphones werden hier allerdings regelmäßig ausgeschlossen. Unserer Meinung nach, weil hier die Schadenhäufigkeit sehr hoch sein würde und weil vermutlich auch so manche Schadensschilderung etwas phantasievoller ausfallen würde.

Muss ich die Differenz selbst bezahlen?

Ein klares Nein. Du bist wie oben beschrieben zum Schadenersatz verpflichtet. Dafür hast du eine Privathaftpflichtversicherung abgeschlossen. Natürlich können wir verstehen, dass die Situation einem doch eher unangenehm ist. Denn solche Schäden fügt man meistens einer nahestehenden Person zu. Man möchte nicht, dass der beste Freund/ die beste Freundin dann auf dem Schaden bzw. auf der Differenz sitzen bleibt. Rechtlich bist du aber lediglich zum Ersatz des Zeitwerts verpflichtet. Es steht dir natürlich frei, die Differenz aus eigener Tasche zu erstatten.

Welche Unterlagen braucht die Versicherung?

Dem Versicherer sollten aussagekräftige Fotos übermittelt werden. Außerdem eine Kopie der Anschaffungsrechnung, auf der auch die IMEI-Nummer angegeben ist. Ebenso werden Name, Anschrift und Kontaktdaten des Anspruchstellers benötigt. Der Schadenshergang muss ebenfalls vollständig, plausibel und wahrheitsgemäß geschildert werden.

Tipp: mehrere Reparaturbetriebe anfragen

Unsere Erfahrung zeigt, dass sich die Reparaturkosten oftmals stark unterscheiden. Frage daher verschiedene Reparaturbetriebe an. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern die sich auf die Reparatur von Smartphones spezialisiert haben. Fachmärkte sind meistens teurer. Sie führen die Reparatur oft nicht selbst durch, sondern senden sie ein. Für die Abwicklung und das Handling verlangen sie allerdings ein paar Euro, was die Reparaturkosten unnötig nach oben treibt. Achte außerdem darauf, dass du für Kostenvoranschläge nichts bezahlen musst. Spezialisierte Anbieter haben für gängige Modelle eine feste Preisliste. Oft findest du die Preisliste sogar auf deren Webseiten.

Ansonsten kannst du nur versuchen dein Smartphone so gut es geht zu schützen mit Schutzhüllen, Panzerfolie, etc. Und auch beim Ablageort kannst du aufpassen. Der Papier- oder Zeitungsstapel ist vielleicht nicht gerade ideal. Wer schnell zur Zeitung greifen will, sieht das Handy vielleicht nicht sofort. Ehe du noch reagierst, liegt es schon mit zerborstenem Display am Boden. Auch auf Sitzflächen sollte man es nicht unbedingt ablegen oder auf rutschigen Untergründen.